Das informative Portal über Russland und Die russischen Frauen

Frauen und Liebe in Rußland (Den Teil 3).

Setzen wir unsere Betrachtungen fort. In diesem Land, in dem die Eitelkeit fast gar keine Rolle spielt, sind die Frauen nicht der Meinung, daß es vorteilhaft für sie wäre als unnahbar zu gelten. Sie geben sich mit erstaunlicher Leichtigkeit und aus so primitiven – oder so sehr komplizierten? – Gründen, daß deren Untersuchung ein besonderes Kapitel, wenn nicht einen ganzen Band beanspruchen würde. Der Widerspruch zwischen Leidenschaft und Wicht, der in unserer Literatur einen so breiten Raum einnimmt, ist der slawischen Seele fast fremd.
Die Frauen in Rußland beginnen dort, wo unsere enden: im Gewähren. Bei uns ist dies der Abschluß, in Rußland aber der Anfang einer Liebe. Dort erfolgt die wahre Eroberung der Frau erst nach den berühmten Gedankenstrichen unserer Romane, und die »letzte Gunst« ist bei der Russin die erste. Dann erst beginnt der wahre Kampf, geheimer, erbitterter, raffinierter, als ein Westeuropäer zu ahnen vermag ...
Unser Don Juan aber hat seinen tausenddrei Namen einen neuen hinzugefügt und eilt unbekümmert zu seiner nächsten Eroberung. Denn er ahnt nicht, daß die Festung, die nach seiner Meinung kapituliert hat, und der er kaum noch einen Gedanken schenkt, in Wirklichkeit ebensowenig sein ist, wie vorher.
Rußland ist daher ein schlechter Boden für ihn. Sein Stolz findet keine Nahrung. Soll er eine Freude darin suchen, eine Frau, die schon in seinen Armen lag, auch moralisch zu erobern? Dieser Ehrgeiz kann einem Don Juan nicht liegen, der als Westeuropäer nicht daran denkt, daß eine Frau ihren Körper verschenken kann und trotzdem Wertvolleres zurückbehält.
Und noch einen Schritt weiter – – – Welcher Sieg wird Don Juan am schwersten, und welcher gilt ihm als der größte? – Der über eine religiöse Frau! – Und welcher Nebenbuhler ist am mühsamsten zu verdrängen? – Gott. – Das ist eine Aufgabe, die Don Juan zu reizen vermag! Aber es soll eine wahre Frömmigkeit sein, eine strenge Zucht, die die Seele einer solchen Frau geprägt hat. Tag um Tag soll sie nur ihren Pflichten gelebt haben, und ihre Frömmigkeit darf ja nicht zum Mystizismus abbiegen, denn dieser Weg führt sie unserem Don Juan nur rascher in die Arme. Wie rief doch Baronin Krüdener, die große Mystikerin, im Augenblick des höchsten Sinnesrausches: »Oh, Gott, vergib mir das Übermaß meines Glückes!« und gab damit ihren sehr weltlichen Gefühlen ein fast heiliges Mäntelchen. – Nein, keine Mystikerin, eine Frau, die ein ehrwürdiger und kluger Priester in Geist und Wort der heiligen Gesetze eingeführt hat. Das ist die große Aufgabe eines Don Juan, der, wie Jakob, mit Gott selbst ringen will. Das ist sein schwerster Kampf – sein glorreichster Triumph! Wo aber ist in Rußland diese Frau? Wo findet man hier geistige Zucht, Ehrfurcht vor Gesetzen, Schulung der Seelen? In diesem Volk ist die Mystik so vertieft und stark, daß sie sich dem größten Materialismus paart und die religiöse Seele, die ihr erliegt, verfällt in jene erstaunliche sexuelle Zügellosigkeit, wie man sie in so vielen russischen Sekten findet.
Was sollte Don Juan im Kreise dieser Mystikerinnen, denen die Probleme des Fleisches, obgleich sie so viel Freuden daraus ziehen, ganz untergeordnete Bedeutung haben!
Der Lebensekel, besser gesagt, die Verzweiflung, die »kranke Seele« der russischen Frau erklären zur Genüge die häufigen Erfolge, die Männer hier ihrem Gelde allein verdanken. Man kann dies noch tiefer begründen. – Die Verachtung seiner selbst, der Wunsch sich zu demütigen – je höher entwickelt die Frau, desto stärker dieses Verlangen – der Drang nach den Tiefen des Lebens und nach dem Taumel, den ihr Kontrast zu der inneren Höhe verursacht, eine Religion voll mystischen Schwärmens und das trostlos Niederdrückende in den äußeren Lebensbedingungen – das sind die tiefsten Ursachen jener Katastrophen, in denen viele der wertvollsten Individuen Rußlands zugrunde gehen.
Frauen und Liebe in Rußland (Den Teil 4).


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