Das informative Portal über Russland und Die russischen Frauen

Frauen und Liebe in Rußland (Den Teil 4).



Ich sagte es schon: die russischen Frauen beginnen mit ihrer Hingabe.
Europäerinnen, die den Preis ihrer Niederlage hochzuhalten verstehen, die sich mit so viel Raffinement zu verteidigen wissen und die sich erst nach einer langen Belagerung ergeben, urteilen voll Verachtung: »Leichtfertige Frauen, die nicht viel von sich halten!«
Die Russin aber erwidert: »Warum begleitet ihr das Geschenk eures Körpers mit einer so übertrieben großartigen Geste? Mit all eurem Getue seid ihr ja doch bloß ganz ausgeprägte Materialisten! Die große Mühe, die ihr aufwendet, um euren Körper zu verteidigen, wir sparen sie für die Verteidigung unserer Seele. Ist denn ein Mann, der euren Körper besitzt, auch schon euer Gebieter? Habt ihr ihm denn alles damit gegeben, daß ihr in seine Arme gesunken seid? Gibt es gar nichts, das euch höher steht, als diese Sinneslust? Ist dies das Wertvollste an euch? Habt ihr gar kein verborgenes Kämmerlein, dessen Schlüssel ihr bewahrt?«
Das namenlose Volk der Dämchen bevölkert die großen und die kleinen Städte Rußlands. Es hat seinen erbärmlichen, verachteten Plebs – ich erinnere mich an eine Ruine von einem Weib, eine zerlumpte Säuferin, die sich im Hafen von Kertsch hinter Warenballen für ein Fünfkopekenstück (zehn Pfennig) den Arbeitern hingab – und seine Sterne erster Größe.
Es ist schwierig eine ganze Klasse zu charakterisieren, ohne, nur das Allgemeingültige herausgreifend, bloß nichtssagende, seichte Phrasen niederzuschreiben. Dieses Thema aber erleichtert meine Aufgabe, denn die russische Halbwelt, auch in ihren niedrigsten Schichten, hat in ihrem tiefsten Innern gewisse Wesenszüge, durch welche sie sich von der Deutschlands, Frankreichs oder Englands durchaus absondert.
Es scheint fast, als würden diese russischen Mädchen sich niemals ganz geben, als würden sie selbst am Tiefpunkt ihrer Demütigung, ihrer Erniedrigung die Fähigkeit bewahren, einen Rest ihrer selbst sich rein zu erhalten, um aus diesem geretteten Schatz in ihren eigenen Augen sich immer wieder aufrichten zu können.
Auch freut ihr Beruf sie nicht, und sie haben keinen Ehrgeiz, ihm gerecht zu werden. Sie zeigen sich weder liebenswürdig noch klug, noch raffiniert, und ich bin überzeugt, daß sie ihre westlichen Schwestern ob all ihrer Künste als sehr verderbt verurteilen würden.–« They haven't good bed-room manners«, drückte sich ein Engländer aus, der wußte, daß man dieses kultivierte Benehmen kaum anderswo als in Frankreich, dem Land einer alten Zivilisation, finden kann. Diese russischen Mädchen sind aber nur da, um den Sünden ihres Volkes zu dienen – wie Mallarmé, ganz überflüssigerweise die Religion heranziehend, sich ausdrückt – und mehr wollen sie nicht.
Die etwas höherstehende Schicht, deren Vertreterinnen man in Kabarets und Varietés antrifft, scheint auch ihren Beruf nicht weiter ausgestaltet zu haben, doch weist sie einige ihr eigenartige Züge auf. Die Mädchen sind nicht damit zufrieden, bloß ihr Geld zu verdienen, sie weigern sich, nur eine Komödie der Lust vorzutäuschen, sie wollen sie auch wirklich erleben. – Sonderbare Berufsauffassung!
In dieser Gattung gibt es die Spielart der Tischmädchen, deren Aufgabe es ist, ihren Kavalieren in jenen Lokalen Gesellschaft zu leisten. Sie setzen sich an den Tisch, essen sich für die nächsten vierundzwanzig Stunden satt, trinken Champagner, lauschen den Zigeunern, helfen ihren Herren, sich zu berauschen, und in der Morgendämmerung verschwinden sie und gleich der hohen Iris hat niemand ihren Schleier gelüftet.
Noch höher oben wird die große Demimonde wieder eins mit der Frau, von der sich, wie man weiß, alles sagen läßt, wenn sie Russin ist.
Ich glaube, es ereignet sich hier seltener als in allen anderen Ländern, daß eine von ihnen im Wohlstand stirbt, nicht etwa, weil zu wenig Geld durch ihre Hände ging, aber, weil sie unfähig sind, es zu behalten. Oft heiraten sie, obgleich sie nicht die geringste Sorge danach tragen, in Ehrbarkeit ihre Tage zu beschließen. Und wenn sie Ehefrauen werden, so geschieht es ganz gewiß nicht, um der »Welt« Konzessionen zu machen, sondern »weil es eben so kam«, und in der Regel, weil einer ihrer Freunde lange genug darum flehte. Oh, wie unendlich weit liegt die Wolga von der Seine! – Eine solche Ehe ist übrigens, wie die Mehrzahl der russischen Ehen, gewöhnlich nicht von langer Dauer.
Ein so geduldiger, Stein für Stein zusammengetragener Bau, wie ihn unsere sparsamen, lebensklugen französischen Mädchen zähe als Bürgerhaus oder Palais errichten, kann auf dem lockeren Sandboden Rußlands nicht entstehen.
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