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Das informative Portal über Russland und
Die russischen Frauen
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Frauen und Liebe in Rußland (Den Teil 2). |
Und ich begann den Ursachen nachzuforschen. |
Ein junger Offizier, der den Frauen nachstellt und die Nächte durchschwärmt, ist noch kein Don Juan. Er vergibt seinen Überschuß an Kräften wahllos, in zufälligen Begegnungen, ohne mehr als das rein Physische seiner selbst zu engagieren. |
Don Juan aber ist ein zielbewußter Wille, der niemals erlahmt. Er beherrscht die Ereignisse, wie die Frauen, die er in seine Arme zwingt; was immer ihm begegnen mag, er bleibt Herr seiner selbst, Herr der Situation. |
Die Kunst der Selbstbeherrschung ist der russischen Liebe fremd. Sie kennt so unvermitteltes Emporlohen, daß jede Dämpfung vergeblich wäre. Und im ewigen Kampf der Geschlechter versucht der Russe gar nicht Sieger zu bleiben. Wenn er liebt, setzt er seinen Stolz darein, sich von seiner Geliebten tyrannisieren zu lassen, sich zu erniedrigen bereitet ihm eine herbe Freude. Für ihn ist immer der Gedanke, sich zu opfern, der beherrschende und dadurch vermeint er – welch verhängnisvoller Irrtum! – sich in den Augen jener, der er sich weiht, zu erhöhen! Schon im voraus ist er bereit, alle Demütigungen zu erdulden und die Frau erspart ihm keine. Wie fern ist dies dem Geiste Don Juans! |
Dieses Sichverlieren hat vielfache Folgen. Ich will nur auf eine, im Physiologischen liegende mit jener vorsichtigen Wahl der Worte, die dieses heikle Thema erfordert, hinweisen. |
Die Liebe, eine Verbindung der Seelen, ist auch eine Auswirkung des Körperlichen. Weiblicher und männlicher Organismus folgen bei diesem Zusammenklang den Gesetzen ungleicher Entwicklung – der weibliche in der Regel zögernd, der männliche hitziger. Und doch ist es wesentlich, daß sich eine Übereinstimmung ergebe. Das erfordert ein großes Maß von Selbstbeherrschung beim Manne, der es in allen Stürmen seiner Gefühlswelt stets verstehen muß, sich zu gedulden, sich auf die Frau einzustellen, um sie erst dahin zu leiten, wo er selbst schon angelangt ist und sie stets erst dann zu erobern, wenn sie selbst sich verschenken will. |
Denkt ein Mann aber nur an sich selbst und überrumpelt er eine Frau, ohne zu überlegen, daß sie noch nicht die gleiche Höhe seiner Gefühle erreicht habe, dann wird sie, abgestoßen, verletzt und enttäuscht, grausame Rache an ihm üben und eine Kette von Mißverständnissen und Verstimmungen wird daraus folgen. |
Ein Russe nun, der sich mit geschlossenen Augen seiner Leidenschaft überläßt, wird kaum im entscheidenden Augenblick Herr seiner selbst bleiben und sein ganzes Verhältnis zur Frau wird dadurch gestempelt. Ideal veranlagte Seelen werden sich voll Abscheu vor dieser materialistischen Betrachtung abwenden. Nun, ich will gleich eine weitere anknüpfen, die ihrem Geschmack mehr entsprechen dürfte. |
Don Juan ist nicht bloß im Körperlichen der stets Überlegene, auch die Seele will er beherrschen und die Mittel, die ihm dazu verhelfen können, sind ihm vertraut. Gibt es eine Frau, sei sie noch so hohen Standes und so stolz, als man nur annehmen möge, die nicht im verborgensten Dunkel ihrer Seele, vielleicht ihr selbst unbewußt, die heiße Sehnsucht nach einem überlegenen Wesen trägt, dem zu folgen ihr Glück bedeutet? Besteht nicht das Wesentliche der Frauenliebe in Anschmiegung, Unterwerfung, Selbstentsagung zu Füßen des einen Herrn, und ist nicht die Gebärde Magdalenas vor Jesus der höchste Ausdruck weiblichen Glücks? |
Unser Russe aber, weit entfernt davon, seine Füße von der Geliebten waschen zu lassen, kennt nur das eine Verlangen, vor jener, die er anbetet, auf den Knien zu liegen und sie mit seinen Tränen zu überschwemmen. |
Und doch wird auch er geliebt. Aber welch fremdartige Liebe ist dies, in der Stolz und Seelenadel, heiter ertragenes Leiden und Selbstachtung, die Enttäuschungen nie zugeben wird, die größte Rolle spielen! Die russische Frau russische Frau hängt stets an sittlichen Gründen. Gute Eigenschaften, die sie an ihrem Geliebten bemerkt zu haben glaubt, vergrößern sich ihr, seltene Augenblicke, in denen er über sich selbst hinauswuchs, werden in ihr zum dauernden Zustand. Und sie ist so wunderlich ausgestaltet, eine so sonderbare Mischung von allerlei einander widersprechenden Schwächen und Vorzügen – oft begreift man wirklich nicht, wie sie in einem Wesen vereint zu bestehen vermögen – daß man Verbindungen von Mann und Frau in diesem Lande antrifft, die zugleich mit den erkünsteltsten Mitteln aufgebaut und doch wieder erstaunlich dauerhaft sind. Aber was erlebt man auch wieder für aufbrausende Trennungen, die unvermittelt, unerwartet und – unerklärlich sind. |
Frauen und Liebe in Rußland (Den Teil 3). |
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